Es war 1993, auf einer Reise durch Südamerika, als sich sein Leben für immer verändern sollte. Vor seinen Augen ereignete sich ein schwerer Verkehrsunfall, bei dem ein Junge schwer verletzt wurde. Doch statt Hilfe zu leisten, ließ der Unfallfahrer das Kind einfach am Straßenrand zurück. Herr Valentin, tief erschüttert, handelte instinktiv. Er nahm das stark blutende Kind auf und machte sich auf die Suche nach medizinischer Hilfe. Im Krankenhaus angekommen, stieß er jedoch auf schockierende Gleichgültigkeit. Nach einem flüchtigen Blick auf das verletzte Kind wiesen die Mitarbeiter ihn und das Opfer ab, weil es „nur ein Straßenkind“ war. Jede weitere Hilfe blieb verwehrt. Der Junge starb in Herrn Valentins Armen – ein Moment, der ihn zutiefst prägte und der ihn nicht mehr loslassen sollte.
Dieses traumatische Erlebnis gab den Anstoß für eine Entscheidung, die sein weiteres Leben bestimmte: 1994 gründete Herr Valentin eine wohltätige Privatstiftung, die er „Acción Humana“ nannte. Ihr Ziel war es, direkte Hilfe zu leisten, wo sie am dringendsten benötigt wurde. Es wurde seine Lebensaufgabe.
Bereits ein Jahr später, 1995, realisierte Herr Valentin das erste Kinderprojekt „Hogares Manantial“ in Zusammenarbeit mit der protestantischen Kirche „Iglesia Philadelphia“ in San Pedro Sula, Honduras. Mit einem Eigenkapital von 600.000 DM legte er den Grundstein für ein Projekt, das verlassene und benachteiligte Kinder unterstützen sollte. Doch die Zusammenarbeit gestaltete sich schwierig. Probleme mit der ordnungsgemäßen Verwendung der bereitgestellten Gelder führten dazu, dass Herr Valentin einen neuen Weg einschlug.
Er gründete im Jahr 2000 in Honduras das eigene Kinderdorf AHLE und sicherte es durch die Tochterstiftung „AHLE“ , um die Kontrolle über die finanziellen Mittel sicherzustellen und eine unabhängige, konfessionslose Vision für die Erziehung der Kinder zu verwirklichen. Das entstandene Kinderdorf AHLE entwickelte sich zu einem Vorzeigeprojekt: Schlafhäuser, Computerschule, Mensa, Verwaltungsgebäude, Sportplätze und ein Schwimmbecken wurden errichtet, um den Kindern nicht nur Schutz, sondern auch Bildung und Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten.
Die Vision von Alexander Valentin fand auch über den Atlantik hinweg Unterstützer. Begeistert von der Idee eines persönlich gemanagten und transparent kontrollierten Kinderdorfes, gründeten Freunde aus den USA die „AJC Children’s Foundation“, eine Schwesterstiftung mit dem Ziel, AHLE gezielt zu fördern. Während die Mutterstiftung in Deutschland hauptsächlich für den finanziellen Unterhalt sorgt, kümmert sich die Schwesterstiftung in den USA um Sachspenden, medizinische Versorgung und um das “Studentenprogramm“. Freiwillige Ärzte reisen regelmäßig nach Honduras, um die Kinder medizinisch zu betreuen.
Bis heute ist diese Arbeitsteilung ein entscheidender Erfolgsfaktor für das Projekt. Gemeinsam setzen sich beide Stiftungen dafür ein, benachteiligten Kindern in Honduras eine Zukunft zu ermöglichen – getragen von einer Vision, die aus einer Tragödie geboren wurde und sich zu einem Leuchtturm der Hoffnung entwickelt hat.
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Timo Boll / Jan Georg Schütte